Kennzeichen der Luxemburger Parkinson-Studie

Kennzeichen der Luxemburger Parkinson-Studie

Die Luxemburger Parkinson-Studie ermöglicht es Forschern und Medizinern, neue Einblicke in die Krankheit zu gewinnen und innovative therapeutische Ansätze zu entwickeln. Derzeit nehmen mehr als 1.600 Einwohner der Großregion an der Studie teil, um ein zuverlässiges Bild der verschiedenen Manifestationen der Parkinson-Krankheit zu erhalten.

In den folgenden Monaten werden wir einzelne Aspekte dieser umfassenden Studie hervorheben, indem wir hierzu ausgewählte Veröffentlichungen der letzten Jahre vorstellen.

In unserem ersten Artikel möchten wir Ihnen eine Veröffentlichung über den Aufbau der Luxemburger Parkinson-Studie präsentieren, an der Forscher und Angehörige der Gesundheitsberufe aus verschiedenen Disziplinen beteiligt sind. Der Artikel wurde im Oktober 2018 in der Fachzeitschrift „Frontiers in Aging Neuroscience“ veröffentlicht und kann Forschern in anderen Ländern als Blaupause für den Aufbau einer Parkinson-Kohorte nach dem Luxemburger Modell dienen.

Die Komplexität von Parkinson verstehen

Parkinson kann sich in vielen verschiedenen Formen äußern. Während derzeit rund 15% aller Fälle mit dem genetischen Hintergrund der Patienten zusammenhängen, bleibt der Grund für die Erkrankung bei den verbleibenden 85% unklar. Verschiedene Faktoren können hierbei eine Rolle spielen, einschließlich Alter und Umwelteinflüsse. In ähnlicher Weise unterscheiden sich auch oft die Symptome von Parkinson sehr stark von Patient zu Patient. Häufig treten motorische Symptome wie Zittern, Verlangsamung der Bewegung, Muskelsteifheit oder Haltungsinstabilität auf. Parkinson kann sich jedoch auch durch andere Symptome wie Seh-, Schluck- und Verdauungsprobleme äußern.

Aufgrund dieses komplexen Krankheitsbildes ist es auch schwierig, Biomarker zu identifizieren, die es einer frühzeitigen Diagnose ermöglichen, eine Behandlung so schnell wie möglich zu beginnen. Durch die Entnahme verschiedener Patientenproben (unter anderem Blut, Urin, Speichel, Stuhl und Hautzellen) charakterisiert die Luxemburger Parkinson-Studie nicht nur die Patientenprofile, sondern zielt auch darauf ab, gemeinsame Biomarker bei Untergruppen betroffener Personen zu identifizieren, um die Diagnosemethoden zu verbessern.

Die Langzeitbeobachtung der Patienten liefert tiefere Einblicke

Ein weiteres wichtiges Merkmal der Studie ist ihr longitudinaler Aufbau. Dies bedeutet, dass die Teilnehmer in bestimmten Zeitintervallen zu einer Folgeuntersuchung eingeladen werden. Auf diese Weise können Forscher feststellen, welche molekularen Faktoren und Symptome sich im Laufe der Zeit verändert haben. Darüber hinaus helfen kontinuierliche sensorgestützte Messungen der Gangart des Patienten und regelmäßige Fragebögen, die Entwicklung der Krankheit individuell über einen längeren Zeitraum zu verfolgen. Alle Daten werden anonymisiert und mit bioinformatischen Tools analysiert und verarbeitet, die am Luxembourg Centre for Systems Biomedicine (LCSB) der Universität entwickelt wurden und speziell auf die Anforderungen der Studie zugeschnitten sind.

Dank der großen Zahl von derzeit mehr als 1.600 Teilnehmern an der Studie können Wissenschaftler bei ihren Untersuchungen fundierte Ergebnisse erzielen. Wichtig ist, dass nicht nur Patienten, sondern auch gleichaltrige Personen ohne Parkinson-Diagnose als Kontrollgruppe in die Studie aufgenommen werden. Diese Personen werden ebenfalls gebeten, Proben für die molekulare Analyse bereitzustellen. Dies ermöglicht es, die Unterschiede im Vergleich zu Parkinson-Patienten genau zu bestimmen, von welchen anschließend potenzielle Risikofaktoren oder Biomarker abgeleitet werden können.

Der Patient kann direkt von der Studie profitieren

Da die Patienten während der gesamten Studie engmaschig überwacht werden, können sie auch direkt von neuen Erkenntnissen aus der Studie profitieren. Neue therapeutische Ansätze aus der Studie können mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, um die individuelle Lebensqualität zu verbessern. Darüber hinaus bietet das NCER-PD-Team eine Vielzahl von Informationsmaterialien an, in denen weitere Informationen zu bestimmten Aspekten der Krankheit gegeben werden. Ziel ist es nicht nur, Patienten nützliche und praktische Informationen zur Verfügung zu stellen, sondern auch das allgemeine Bewusstsein der Bevölkerung zu schärfen und die Öffentlichkeit über die Parkinson-Krankheit im Allgemeinen zu informieren. Um ein möglichst breites Publikum zu erreichen, wird die Kommunikation über die Studie in Französisch, Englisch, Luxemburgisch, Deutsch und Portugiesisch durchgeführt. Weitere Informationen und kostenloses Download-Material wie verschiedene Infoblätter finden Sie auf der Webseite.

  • Hipp, G., Vaillant, M., Diederich, N. J., Roomp, K., Satagopam, V. P., Banda, P., Sandt, E., Mommaerts, K., Schmitz, S. K., Longhino, L., Schweicher, A., Hanff, A. M., Nicolai, B., Kolber, P., Reiter, D., Pavelka, L., Binck, S., Pauly, C., Geffers, L., Betsou, F., Gantenbein, M., Klucken, J., Gasser, T., Hu, M. T., Balling, R., Krüger, R. (2018). The Luxembourg Parkinson's Study: A Comprehensive Approach for Stratification and Early Diagnosis. Frontiers in aging neuroscience, 10, p 326. https://doi.org/10.3389/fnagi.2018.00326
  • Orbilu: http://hdl.handle.net/10993/37739


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