Bei der Diagnose der Parkinson-Krankheit wird ein fortgeschrittener neurodegenerativer Prozess festgestellt. Dies geschieht im Durchschnitt, wenn etwa 60 Prozent der anfälligen dopaminergen Neuronen, also der Gehirnzellen, die für die Produktion von Dopamin verantwortlich sind, verloren gegangen sind. Dies führt zu den bekannten motorischen Symptomen wie Tremor und Rigidität. Die meisten Experten sind sich einig, dass die ersten von der Krankheit betroffenen Zellen bis zu 20 Jahre vor dem Auftreten der motorischen Symptome absterben. Die Identifizierung von Früherkennungsmethoden ist daher eine der wichtigsten Forschungsprioritäten des National Centre of Excellence in Research on Parkinson's Disease (NCER-PD).
In einer kürzlich im Journal of Parkinson's Disease veröffentlichten Studie haben Forscher des NCER-PD die kognitiven Symptome von Personen mit erhöhtem Parkinson-Risiko analysiert. Diese Risikoeinschätzung basiert auf einem verminderten Riechvermögen und einer erhöhten Wahrscheinlichkeit der REM-Schlaf-Verhaltensstörungen (RBD) bei den Teilnehmern der Luxemburger Parkinson-Studie im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne diese Risikofaktoren. Da diese spezifischen Schlafstörungen und Probleme mit dem Geruchssinn als relevante Frühsymptome der Parkinson-Krankheit bekannt sind, sind sie nützliche Indikatoren, um Personen zu identifizieren, die sich möglicherweise im Frühstadium der Krankheit befinden, ohne offensichtliche motorische Symptome zu zeigen.
„Wir haben festgestellt, dass Menschen mit einem erhöhten Parkinson-Risiko bereits globale und spezifische kognitive Defizite aufweisen. Dazu gehören Schwierigkeiten bei visuell-konstruktiven Aufgaben, etwa beim Nachzeichnen einer komplexen geometrischen Figur. Darüber hinaus scheint insbesondere die mentale Flexibilität, ein kognitiver Prozess, der für den effizienten Wechsel zwischen Aufgaben notwendig ist, bei diesen Personen beeinträchtigt zu sein“, erklärt Dr Laure Pauly, Erstautorin der Publikation. Diese Ergebnisse stimmen mit der Beobachtung überein, dass etwa die Hälfte aller Parkinson-Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose ähnliche kognitive Beeinträchtigungen aufweisen. „Wir fanden auch ein höheres Maß an Depression und Apathie sowie eine geringere selbst eingeschätzte Lebensqualität bei Menschen, die sich möglicherweise im Frühstadium der Krankheit befinden. Zusammengenommen bestätigen diese Ergebnisse, dass bestimmte kognitive Muster bereits Jahre vor der Diagnose der Krankheit auftreten können“, fügt sie hinzu.
Die Teilnehmer der aktuellen Studie werden zu jährlichen Nachuntersuchungen eingeladen, um Veränderungen ihrer nicht-motorischen Symptome, einschließlich Kognition, Stimmung und Lebensqualität, sowie die mögliche Entwicklung motorischer Symptome im Zusammenhang mit der Parkinson-Krankheit zu verfolgen. „Besonders wichtig an dieser Studie ist, dass die Teilnehmer uns helfen können, Einblicke in sehr frühe Stadien eines Prozesses zu gewinnen, der schließlich zur Parkinson-Krankheit führen könnte. Dadurch können wir hochrelevante Informationen über verschiedene kognitive Profile sammeln, um die Krankheit früher zu erkennen“, erklärt Prof. Rejko Krüger, Koordinator des NCER-PD. „Die Studie zeigt, dass es möglich ist, frühe Indikatoren und Risikofaktoren für die Parkinson-Krankheit zu identifizieren. In Zukunft könnte es dadurch möglich sein, Personen mit erhöhtem Risiko zu ermitteln und vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen - ein Konzept, das bereits im Rahmen des pdp-Programms für Personen mit erhöhtem Demenzrisiko umgesetzt wird.“
Um weitere Risikofaktoren zu identifizieren, werten die Forscher nun die Daten der kürzlich abgeschlossenen ersten Phase der ‚Gesund Altern‘ Studie aus. Teilnehmer, die aufgrund ihrer Antworten im Online-Fragebogen ein besonders hohes oder niedriges Risiko für die Entwicklung einer neurodegenerativen Erkrankung wie Parkinson zu haben scheinen, wurden bereits zu den nächsten Schritten der Studie eingeladen. Dazu gehören ein per Post gesendeter Geruchstest und eine Einladung in die Forschungsklinik.
„Die Online-Umfrage hat uns bereits viele nützliche Informationen geliefert, und wir danken allen, die daran teilgenommen haben. Wir ermutigen nun diejenigen, die eingeladen wurden, die Studie mit zusätzlichen Tests und Untersuchungen fortzusetzen. Ihre Teilnahme trägt direkt dazu bei, die frühen Stadien und die mögliche Prävention altersbedingter neurodegenerativer Erkrankungen wie Parkinson zu verstehen“
Prof. Rejko Krüger