Prof. Bas Bloem und seine Kollegen vom Universitätsklinikum der Radboud Universität in Nijmegen besuchten Luxemburg am 19. Juli 2016 um das Konzept des niederländischen ParkinsonNet vorzustellen, das die Behandlung chronischer Krankheiten, wie z.B. die Parkinson-Krankheit, revolutioniert hat.
Am Morgen präsentierte Prof. Bloem wie sich ParkinsonNet seit seinem Start im Jahr 2000 zu einem landesweiten Netzwerk von Mitarbeitern im Gesundheitswesen entwickelt hat. Es umfasst Neurologen, Physio-, Ergo- und Sprachtherapeuten sowie Ernährungsberater und Pflegepersonal, die darauf spezialisiert sind, multidisziplinäre und integrierte Versorgung für Parkinson-Patienten anzubieten. Bisher wurden bereits über 2700 Mitarbeiter auf der Basis von Parkinson-spezifischen Leitfäden ausgebildet und kooperieren im ParkinsonNet. “In den letzten 16 Jahren konnten wir zeigen, dass die Kosten durch unseren integrierten Ansatz minimiert werden können. Viel wichtiger ist jedoch, dass wir die Qualität der Versorgung und damit die Lebensqualität unserer Patienten verbessern konnten,” sagte Prof. Bloem, ParkinsonNets Medizinischer Direktor und Neurologe am Universitätsklinikum in Nijmegen. Das Team konnte beispielsweise zeigen, dass Patienten, die eine integrierte Versorgung erhalten, weniger oft fallen und somit weniger Hüftfrakturen erleiden, die eine der größten Komplikationen in fortgeschrittenen Stadien der Parkinson-Krankheit darstellen. Inspiriert vom Erfolg des Netzwerkes haben kürzlich auch andere Länder das bewährte Konzept übernommen: die Region um Duisburg in Deutschland sowie Kaiser Permanente in Kalifornien, eines der größten US-Unternehmen in der Gesundheitsfürsorge und Krankenversicherung, haben bereits erfolgreich ein ParkinsonNet aufgebaut; Norwegen folgt als nächstes.
In einem zweiten Vortrag berichtete Prof. Bloem über die Parkinson-Forschung in Nijmegen, in der vor allem modernste Technologien wie z.B. tragbare Geräte, Computerspiele und Lasertechnologien zum Einsatz kommen, um die Versorgung zu Hause zu vereinfachen und das Interesse der Patienten daran zu wecken. Dieser Ansatz, bei dem der Patient im Mittelpunkt steht, charakterisiert die Forschung in Nijmegen: “Wir möchten neue Methoden entwickeln, die dem Patienten nicht nur helfen, sondern auch Spaß machen. Darum fragen wir am Anfang eines Projektes immer ein Patientengremium nach seiner Meinung,” erklärte Bloem. Momentan etabliert das Team eine Parkinson-Kohorte ähnlich der Luxemburger Parkinson Studie, sowie ein neues Projekt im Bereich “Big Data für personalisierte Medizin”.
Forscher, Pflegepersonal, Vertreter des Gesundheitsministeriums und der Caisse Nationale de la Santé nahmen an dem Treffen teil. Sie tauschten sich über Entwicklungen in den Niederlanden und Luxemburg aus und diskutierten die Möglichkeit im Großherzogtum auch ein ParkinsonNet zu etablieren. “Es ist ein aufregendes und vor allem evidenz-basiertes Konzept mit langjähriger Erfahrung, das uns helfen würde, Erkenntnisse aus der Forschung schneller in direkten Nutzen für unsere Patienten umzusetzen,“ sagte Prof. Rejko Krüger. “Wir sind stolz uns mit Prof. Bloem und seinem Team austauschen zu können und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit, mit der wir integrierte Patientenversorgung und damit verbundene Forschung für unsere Patienten in Luxemburg ermöglichen wollen.”
Weitere Informationen zum ParkinsonNet finden Sie auf der Webseite oder im folgenden Film: