Wie behandelt man am besten Patienten in fortgeschrittenen Stadien der Parkinson-Krankheit

Wie behandelt man am besten Patienten in fortgeschrittenen Stadien der Parkinson-Krankheit

Die Parkinson-Krankheit ist eine Erkrankung, die im Allgemeinen über mehrere Jahre voranschreitet. Insbesondere für Patienten in fortgeschrittenen Stadien, für die Behandlungsmöglichkeiten bisher begrenzt waren, sind in den letzten Jahren neue Therapien auf dem Markt gekommen.

Rejko Krüger, Neurologe am Centre Hospitalier de Luxemburg und Forscher am Luxembourg Centre for Systems Biomedicine der Universität Luxembourg, hat in Zusammenarbeit mit Neurologen aus Deutschland einen Artikel über bestehende Therapien und patientenorientierte Pflege für Patienten in fortgeschrittenen Stadien der Parkinson-Krankheit veröffentlicht, der im vergangenen Monat in der Fachzeitschrift Journal of Neural Transmission erschienen ist.

Menschen kennen Levodopa-Tabletten als Parkinson-Medikament. Aber es stehen noch viele weitere Optionen zur Verfügung, vor allem wenn L-DOPA nicht mehr die gewünschte Wirkung zeigt. In diesem Artikel geben wir einen detaillierten Überblick über die Behandlungsmöglichkeiten und ihre Auswahlkriterien, mit deren Hilfe man die am besten geeignete und wirksamste Behandlung zur Verbesserung der Lebensqualität auswählen kann," erklärt Prof. Dr. Krüger das Ziel der Studie, die sich vor allem Behandlungen wie Levodopa-Verabreichung in den Darm, die Verabreichung des Medikamentes Apomorphin unter die Haut sowie Tiefe Hirnstimulation

Verabreichung von Levodopa in den Darm

Patienten können während der Behandlung mit Levodopa-Tabletten Schwankungen der Bewegungsstörungen verspüren, die im Wesentlichen durch durch die schwankende Abgabe des Wirkstoffs an das Gehirn verursacht werden. Daher kann man jetzt den gleichen Wirkstoff auch direkt als Gel (Levodopa-Carbidopa Darm Gel (LCIG)) über eine Pumpe, die in der Jacke getragen wird, in den Darm abgegeben. Hier wird Levodopa dann kontinuierlich aufgenommen, so dass motorische Fluktuationen sowie nicht-motorische Symptome (z.B. Schlaf, Müdigkeit, Schmerzen, etc.) verbessert werden. Neben der Vermeidung von Komplikationen, die nach PEG-Operation oder durch das Gerät auftreten können, sollte das Gewicht und Vitamin B12 Werte des Patienten sorgfältig überwacht werden. "Die LCIG-Therapie empfehlen wir für Patienten in fortgeschrittenen Stadien der Parkinson-Krankheit. Es sollte eingesetzt werden, sobald motorische Symptome nicht mehr durch Tabletten kontrolliert werden können", erklärt Krüger. "Die Patienten gewöhnen sich in der Regel schnell an die Größe und das Gewicht der Pumpe. Die Feinabstimmung der Infusionsgeschwindigkeit auf eine stabile Dosierung erfordert je nach Patient und Bedarf eine Tage. "

Apomorphin

Apomorphin ist ein Medikament, das bereits für eine lange Zeit in der Parkinson-Behandlung bekannt ist, bei dem jedoch die orale Verabreichung nicht durchführbar erscheint, da die erforderlichen hohen Dosen erforderlich offensichtliche Nebenwirkungen hervorrufen können. Allerdings sind vereinzelte Apomorphin-Injektionen unter die Haut oder eine kontinuierliche Verabreichung über eine Pumpe hoch wirksam bei Parkinson-Patienten, die aufgrund von Schwankungen der Bewegungsstörungen mit Tabletten nicht mehr ausreichend versorgt werden können. "Vereinzelte Apomorphin-Injektionen mit Hilfe eines Stiftes können als Rettungsmedikation im Falle von sogenannten "Off"-Phasen eingesetzt werden, in denen Bewegungen erschwert sind. In komplizierteren Stadien hat die Apomorphin-Pumpe als wirksam erwiesen, um Schwankungen der Bewegungsstörungen zu unterdrücken und somit die Lebensqualität von Patienten zu verbessern", so Krüger.

Tiefe Hirnstimulation

Durch den Verlust von dopamin-produzierenden Nervenzellen in der Substantia nigra, wird ein bestimmter Bereich im Mittelhirn hyperaktiv und fördert somit die für die Parkinson-Krankheit typischen motorischen Probleme. Bei der Tiefen Hirnstimulation (DBS), werden dem Patienten Elektroden chirurgisch in diese hyperaktiven Bereiche des Gehirns implantiert. Durch elektrische Impulse, die wie eine Bremse auf die hyperaktiven Nervenzellen wirken, können die Symptome vermindert werden. Ein Schrittmacher, der in die Brust des Patienten platziert wird, erzeugt diese elektrischen Impulse, die an das Gehirn übertragen werden. Hierdurch wird eine reversible Modulation dieser Hirnareale ermöglicht, die zur Linderung der motorischen Symptome, wie zum Beispiel Dyskinesien, und nicht-motorischen Symptome führt.

DBS wurde eine etablierte Behandlung für fortgeschrittene Stadien der Parkinson-Krankheit, weil sie motorische Funktionen sowie Komplikationen der langfristigen Levodopa-Behandlung verbessern kann. "Alle Patienten, die für DBS in Frage kommen, müssen sich einer ausführlichen neuropsychologischen und psychiatrischen Beurteilung unterziehen, um kognitive Störungen und potentielle psychiatrische Begleiterkrankungen festzustellen, die sich nach der Operation verschlimmern könnten", so Krüger. Im Allgemeinen verbessert DBS das Zittern, die Geschwindigkeit der Bewegungen und die Steifigkeit. Obwohl DBS häufig für Patienten, die schon seit mehr als einem Jahrzehnt an der Parkinson-Krankheit leiden, verwendet wird, hat eine aktuelle Studie unter Beteiligung von Krügers Team bewiesen, dass DBS die Lebensqualität auch bereits in früheren Krankheitsstadien, in denen Symptom-Schwankungen gerade erst begonnen haben, verbessern kann.

Laut der Autoren erfordert jede der Behandlung eine frühzeitige Beratung des Patienten sowie eingehende Kommunikation zwischen Patienten, Pflegepersonal und dem behandelnden Neurologen. Ob eine Apomorphin-Pumpen, die LGIC-Pumpe oder DBS empfohlen wird, ist sehr individuell und sollte von Fall zu Fall entschieden werden, nachdem die Vor- und Nachteile einer jeden Therapie für den vorliegenden Fall ausführlich diskutiert wurden.

Originalpublikation:

"Advanced stages of PD: interventional therapies and related patient-centered care"

Rejko Krüger, Rüdiger Hilker, Christian Winkler, Michael Lorrain, Matthias Hahne, Christoph Redecker, Paul Lingor, Wolfgang H. Jost

Journal of Neuronal Transmission (2015), DOI: 10.1007/s00702-015-1418-0