Was ist die Zerebrospinalflüssigkeit (CSF): Interview mit Rejko Krüger, Neurologe und Koordinator des NCER-PD

Was ist die Zerebrospinalflüssigkeit  - Interview mit Rejko Krüger, Neurologe und Koordinator des NCER-PD

Was ist die Zerebrospinalflüssigkeit (CSF) und warum ist sie für die Forschung so wichtig?

Die Zerebrospinalflüssigkeit (auch Liquor cerebrospinalis, einfach Liquor, oder umgangssprachlich Nervenflüssigkeit genannt) ist eine klare, wasserähnliche Flüssigkeit, die das richtige Milieu für die Zellen des zentralen Nervensystems aufrechterhält. Sie versorgt beispielsweise die Nerven- und Gliazellen mit Nährstoffen, transportiert Neurotransmitter und dient als Lymphsystem für das zentrale Nervensystem, indem sie die Abfallprodukte des Zellstoffwechsels abtransportiert.

Die Nervenflüssigkeit ist wie ein Fenster zum Gehirn, da sie Informationen liefert, die aufgrund der so genannten "Blut-Hirn-Schranke" über das Blut nicht zu erhalten sind. Sie steht in direktem Kontakt mit dem Gehirn - im Gegensatz zu anderen Körperflüssigkeiten wie Blut oder Urin. Daher hat sie das Potenzial, zusätzliche Informationen über die Entwicklung von Hirnerkrankungen zu enthalten. Sie ermöglicht es uns, nach potenziellen Biomarkern zu suchen, die zur Diagnose von Gehirnerkrankungen, insbesondere der Parkinson-Krankheit, verwendet werden könnten. In Zukunft könnten diese Biomarker auch dazu dienen, die Wirkung neuroprotektiver Therapien (d.h. Methoden, Nervenzellen vor dem Absterben zu bewahren) zu überwachen. Daher ist jede CSF-Probe für unsere Forschung äußerst wertvoll.

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Hat CSF bereits eine über die Forschung hinausgehende Rolle in der klinischen Routinediagnostik?

In der Tat werden bestimmte Proteine (wie Tau oder Amyloid-beta) in der Nervenflüssigkeit bei neurodegenerativen Erkrankungen unterschiedlich reguliert. Bei der Alzheimer-Krankheit beispielsweise lassen sich Veränderungen bei zwei spezifischen Proteinen fünf bis zehn Jahre vor dem Auftreten klinischer Demenzsymptome und vor dem (mit bildgebenden Verfahren) festgestellten Zellverlust erkennen. Durch die Analyse der Nervenflüssigkeit ist es somit möglich, die Diagnose Alzheimer zu bestätigen und die Proteine, die sich im Gehirn anreichern, zu überwachen. Auf diese Weise kann eine zuverlässige und evidenzbasierte Entscheidung darüber getroffen werden, ob eine bestimmte Behandlung gegen Alzheimer-Symptome wirksam ist.

Da die Parkinson-Krankheit ähnliche Veränderungen im Gehirn hervorruft wie die Alzheimer-Krankheit, könnte die Analyse des Liquors auch helfen, die Parkinson-Krankheit frühzeitig zu erkennen. Viele Wissenschaftler, darunter auch das Team der Luxemburger Parkinson Studie, arbeiten daher an einer ähnlichen Messung der Konzentration von Alpha-Synuclein, einem Protein, das sich im Gehirn von Parkinson-Patienten ansammelt. In Zukunft könnte dieses Protein als Biomarker für die Parkinson-Krankheit im Liquor verwendet werden.

Wie läuft die CSF-Entnahme ab?

Der Teilnehmer nimmt auf der Untersuchungsliege Platz und lehnt sich mit verschränkten Armen in einer bequemen Position nach vorne. Der Arzt lokalisiert dann die Punktionsstelle für die Lumbalpunktion, die sich im Bereich der unteren Lendenwirbelkörper befindet. Anschließend wird die Haut vor dem Einstechen der Nadel gründlich desinfiziert. Dabei kann die Nadel das Rückenmark nicht erreichen, da die Eintrittsstelle weit davon entfernt ist. Vor Beginn erklärt das klinische Team das Verfahren und beantwortet selbstverständlich alle Fragen, die die Teilnehmer haben.

Sobald die Hohlnadel in den Lumbalkanal eingeführt wird, tropft die Flüssigkeit langsam heraus und der Neurologe kann tropfenweise genügend CSF auffangen. Die gesamte Prozedur dauert insgesamt 10-15 Minuten. Eine mögliche Nebenwirkung können Kopfschmerzen sein, die nach dem Hinlegen und Ruhen besser werden und auf klassische Schmerzmittel ansprechen. Alle Teilnehmer werden im Vorfeld ausführlich über alle möglichen Risiken und Nebenwirkungen informiert. Nach dem Eingriff sollten Sie für 24 Stunden auf körperliche Aktivitäten verzichten.

Die Lumbalpunktion
Die Lumbalpunktion

Wer kann CSF spenden?

Alle Teilnehmer, die an der Luxemburger Parkinson Studie teilnehmen, können CSF spenden. Wenn Sie noch nicht an der Studie teilnehmen, können Sie trotzdem mitmachen und haben die Möglichkeit, verschiedene Proben zu spenden. Wir suchen derzeit weitere Kontrollpersonen und Menschen mit Parkinson, die erst kürzlich ihre Diagnose erhalten haben, um an der Studie teilzunehmen.

Um unsere Forschung zur Parkinson-Krankheit in Luxemburg zu unterstützen, sind CSF-Proben sowohl von Patienten als auch von gesunden Kontrollpersonen äußerst wichtig. Die Sammlung von Proben beider Gruppen ist in der Tat unerlässlich, um Menschen, die von der Krankheit betroffen sind, mit Menschen zu vergleichen, die nicht betroffen sind.

Die CSF-Entnahme ist eine der Möglichkeiten, wie Sie optional Proben für unser Forschungsprogramm spenden können. Wenn Sie daran interessiert sind, die Luxemburger Parkinson-Studie durch eine CSF-Spende zu unterstützen, wenden Sie sich bitte an die Parkinson-Forschungsklinik.

Was passiert mit der Probe nach der Entnahme?

Nach der Entnahme Ihrer wertvollen Spende wird die Probe zur optimalen Verarbeitung und Lagerung an die Biobank Luxemburgs weitergeleitet, damit sie viele Jahre lang für die Forschung zur Verfügung steht. Forscher aus Luxemburg analysieren gemeinsam mit internationalen Forschungspartnern den Inhalt der Nervenflüssigkeit und suchen nach Unterschieden zwischen Patienten- und Kontrollproben, um neue Wege zur Diagnose der Parkinson-Krankheit zu finden.

Fotos: Adobe Stock/Orawan (1), Olivimages (2), Adobe Stock/rumruay(3)