Luxemburger Parkinson-Studie mit zusätzlichen  6 Millionen Euro vom FNR finanziert

Luxemburger Parkinson-Studie mit zusätzlichen 6 Millionen Euro vom FNR finanziert

Im Frühjahr 2015 wurde das National Centre for Excellence in Research on Parkinson's Disease (NCER-PD) als erstes interinstitutionelles Forschungsprogramm seiner Art in Luxemburg eingerichtet.

Es ist eine gemeinsame Initiative von fünf Partnern, die ihre Expertise zur Erforschung der Parkinson-Krankheit (PD) vereinen. Der Fonds National de la Recherche (FNR) hat in den letzten vier Jahren 8,3 Millionen Euro für dieses gemeinsame Forschungsprogramm bereitgestellt. Am Ende dieser ersten Förderperiode wurde das Programm von einer internationalen Experten-Jury mit hervorragenden Noten bewertet und damit den Weg für die zweite Phase ebnete, welche bis Mai 2023 mit weiteren 6 Millionen Euro vom FNR gefördert wird.

NCER-PD zielt darauf ab, die zugrundeliegenden Mechanismen der Parkinson-Krankheit zu verstehen, um eine frühere Diagnose zu ermöglichen und bessere Behandlungen für die Patienten zu entwickeln. Um dies zu erreichen, hat sie sich ein beeindruckendes Ziel gesetzt: 800 Parkinson-Patienten, also die grosse Mehrzahl der geschätzten 1000 von dieser Krankheit betroffenen Menschen in Luxemburg, sowie eine gleich strukturierte Kontrollgruppe von 800 Menschen ohne Parkinson. Im Juli 2019 wurde dieses Ziel, mit über 1400 Personen, die bislang an der Studie teilnehmen, bereits fast erreicht. Die Rekrutierung der fehlenden 100 Teilnehmer pro Gruppe ist noch im Gange, und Parkinson-Patienten jeden Alters, sowie gesunde Männer über 65 Jahre, die noch nicht bei der Studie mitgemacht haben, sind zur Teilnahme herzlich eingeladen.

Nach nur vier Jahren gehört die Luxemburger Parkinson Studie bereits zu den ersten 7% der größten Parkinson-Kohorten weltweit. Ein Kernelement macht die luxemburgische Kohorte jedoch einzigartig: alle Patienten werden im Laufe der Jahre jährlich nachuntersucht, was den Forschern beispiellose Informationen über den Verlauf der Krankheit liefert. Erste NCER-PD-Forschungsprojekte, die die molekulare Zusammensetzung des Blutes sowie die mikrobiellen Gemeinschaften und deren Funktion im Darm untersuchen, zeigen Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne Parkinson-Krankheit. In einem nächsten Schritt müssen diese ersten vielversprechenden Ergebnisse für den Einsatz in der Klinik als diagnostische Biomarker weiter erforscht werden.

Stärkung der Gesundheitskompetenz von Patienten als zentrales Element der Studie

Trotz der langfristig ausgelegten Forschungsanstrengungen ist das NCER-PD bestrebt, den Patienten jetzt schon einen direkten Nutzen aus der Studie zu Gute kommen zu lassen. Die Stärkung der Gesundheitskompetenz der Patienten ist daher ein Schlüsselelement der Studie. "Durch intensive Kommunikation und die enge Zusammenarbeit mit Patientenverbänden in Luxemburg und der Großregion haben wir Patienten, aber auch die breite Öffentlichkeit, für die Krankheit, ihre Behandlungsmöglichkeiten und den aktuellen Forschungsstand sensibilisiert. Dies spielt eine wichtige Rolle bei der Reduzierung der Stigmatisierung von Menschen mit dieser chronischen Krankheit", sagt Professor Rejko Krüger, FNR PEARL Chair und Koordinator des NCER-PD.

In den letzten vier Jahren hat das NCER-PD erfolgreich mit Ärzten, Psychologen, Krankenschwestern, sowie Forschern aus der Biomedizin und Informatik zusammengearbeitet. Mit der Gründung von ParkinsonNet Luxembourg, einem integrierten Betreuungsprogramm für die Parkinson-Krankheit nach niederländischem Konzept, kommen nun auch in der täglichen Versorgung multidisziplinäre spezialisierte Teams zum Nutzen der Patienten zum Einsatz. In der Hoffnung, dass diese Konzepte bald auch auf andere Krankheitsgebiete in Luxemburg übertragen werden können, sagt Krüger: "Die positive Entwicklung von NCER-PD ist eine große Chance, da Luxemburg als Zukunftswerkstatt für die Medizin der Zukunft, für neuartige und personalisierte Therapien dienen kann".

Fokus auf Einteilung in Untergruppen und Therapien in der zweiten Phase

Die zweite Förderperiode wird auf den bisher gewonnenen Erkenntnissen und wissenschaftlichen Errungenschaften aufbauen, wobei ein Schwerpunkt auf der weiteren Stratifizierung der Kohorte, d.h. der Einteilung der Patienten in Untergruppen, liegt. Die Patienten werden weiterhin jährlich überwacht, da die Langzeitdaten für die Untersuchung des Krankheitsverlaufs und die Suche nach neuen Biomarkern unerlässlich sind. Darüber hinaus wird NCER-PD erstmals eine Unterkohorte auf Basis genetischer Analysen schaffen. Patienten, die Mutationen in dem Gen namens GBA tragen, haben im Vergleich zu anderen Parkinson-Patienten ein höheres Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und Stürze. Sie werden spezifische Tests und personalisierte klinische Studien mit aus ihren Hautproben gewonnenen Stammzellen durchlaufen, mit denen nach neuen ursächlichen Therapien gesucht wird. Darüber hinaus wird NCER-PD eine "Risiko-Kohorte“ von Menschen mit sogenannten ‚REM-Schlafstörungen‘ entwickeln, bei denen Menschen ihre Träume stark ausleben. Da ein großer Prozentsatz der Menschen mit diesem spezifischen Schlafproblem in Zukunft an der Parkinson-Krankheit erkrankt, glauben die Forscher, dass eine genaue Überwachung dieser Kohorte einen Einblick in den Beginn und die Entwicklung der Krankheit geben wird und Betroffene in Zukunft von neuen Präventions-Konzepten profitieren können.

"Die Parkinson-Krankheit ist eine sehr komplexe Krankheit mit unterschiedlichen Symptomen und Erscheinungsformen. Durch die Einteilung von Patienten in bestimmte Untergruppen, wie wir sie für die zweite Phase des NCER-PD geplant haben, kann man die jeweils zugrunde liegenden Mechanismen besser verstehen und zur Entwicklung maßgeschneiderter Therapien beitragen", so Krüger abschließend.

Marc Schiltz, Generalsekretär des FNR, betont: "Das National Centre of Excellence in Research on Parkinson’s Disease ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie die Forschung in Luxemburg eine hervorragende internationale Visibilität erreichen und gleichzeitig einen direkten Beitrag zur Gesundheitsversorgung in Luxemburg leisten kann, indem es Patienten, Forscher, Ärzte und medizinisches Fachpersonal zusammenbringt."